Kann ein Broker mein Depot schließen?

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Die Frage, ob ein Broker auch ohne Zustimmung des Kunden ein Depot schließen kann, stellt sich eines Tages jeder Depotinhaber. Diese Angst des Ausgeliefert-Seins schwingt oft mit – insbesondere mit Blick auf einige Bewertungs-Einträge betroffener Trader – ist aber bei seriösen Banken und Brokern in aller Regel unbegründet.

Ob ein Broker wirklich auch ohne Ihre Zustimmung Ihr Depot löschen kann und welche Voraussetzungen dafür eventuell gegeben sein müssen, klären wir in diesem Ratgeber.

Inhaltsverzeichnis: Kann ein Broker mein Depot schließen?

Depot-Schließung durch den Broker: 10 mögliche Gründe

Im allwissenden World Wide Web findet man nur schwer eine Antwort auf die Frage, ob ein Broker ein Depot schließen kann.

Wir haben uns daher direkt an verschiedene Banken und Broker gewendet und einmal nachgefragt – und dabei teils sehr interessante Antworten bekommen:

Grund Nr. 1: Leere und verwaiste Depots

Der häufigste Grund für eine Depot-Schließung seitens der Bank oder des Brokers ist, dass ein Depot gänzlich leer und seit geraumer Zeit unbenutzt bleibt.

Online-Broker wie LYNX schließen solche Geister-Depots nach 90 Tagen Inaktivität. Andere lassen teils mehrere Jahre verstreichen, bis sie eine Löschungsankündigung an den betreffenden Kunden schicken.

Grund Nr. 2: Extreme Handelsaktivitäten

Hierunter fällt etwa, dass der Kunde mehrere Transaktionen am Tag durchführt oder große Geldbeträge in stark volatilen oder ungeregelten Märkten investiert.

In der Regel wird der Kunde aber erst auf das problematische Verhalten hingewiesen. An diesem Punkt kann er selbst entscheiden, ob er mit dem auffälligen Wertpapierhandel weitermachen will und eine Kontoschließung riskiert oder seine Aktivitäten lieber auf ein Normalniveau reduziert.

Grund Nr. 3: Illegale Handelsaktivitäten

Bot-Handel, Insiderhandel, Marktmanipulation und Lag-Trading fallen unter diese Kategorie – also alle Aktivitäten, die auf einen Missbrauch der eigenen Position in einem Unternehmen oder technischer Möglichkeiten hindeuten.

Oft werden entsprechende Konten aber lediglich gesperrt. Aber vor allem bei CFD-Brokern führt ein solches Trading-Verhalten zu einer sofortigen Kontoschließung.

Grund Nr. 4: Gravierender Schufa-Eintrag

Manchmal passiert es, dass lange nach der Depoteröffnung durch eine andere Bank ein gravierender Schufa-Eintrag bekannt wird. Das können extrem hohe Schulden oder auffällig viele Geld- oder Wertpapierkonten sein.

Sobald Ihre Depot-Bank von diesem Schufa-Eintrag erfährt, kann sie die Geschäftsbeziehungen mit Ihnen kündigen. Hierfür erhalten Sie aber fristgerecht ein Ankündigungsschreiben.

Grund Nr. 5: Ausgereizter Kredit bzw. Probleme mit Kreditunternehmen

Viele Banken und Broker bieten parallel zum Wertpapierhandel auch einen Kreditservice – etwa einen Wertpapierkredit – den Sie für die Ausführung weiterer Transaktionen nutzen können.

Sind Sie aber nicht in der Lage, diesen Kredit zu bedienen, kann der Broker Ihr Depot zur Tilgung dieser Schulden auflösen.

Gleiches gilt, wenn es Probleme mit externen Kreditgebern gibt, etwa wenn es zu Rückbuchungen, Beschwerden oder Klagen vom Kreditkarteninstitut kommt.

Grund Nr. 6: Falsche oder irreführende Angaben

Auch wenn Sie falsche Angaben zu Ihrer Person machen – etwa um sich als Professional-Trader zu qualifizieren – kann der Broker bei Kenntnisnahme Ihren Account sperren oder löschen.

Grund Nr. 7: Verletzung der Nutzervereinbarung

Auch wenn es eine quälende Aufgabe ist, sollten Sie sich im Vorfeld die AGB gründlich durchlesen und bei Unklarheiten einen Support-Mitarbeiter um Hilfe bitten.

Denn allzu oft unterscheiden sich die dort festgelegten Rechte und Pflichten aller Parteien stark von denen anderer Broker. So ist etwa Scalping nicht immer erlaubt.

Und alle Banken und Broker nehmen sich das Recht heraus, bei einer Verletzung der AGB Sie einzuschränken, temporär zu sperren oder zu kündigen.

Grund Nr. 8: Scalping

Wie bereits erwähnt, ist Scalping bei vielen Banken und Brokern nicht gestattet. Die genaue Definition des ultra-kurzen Haltens von Positionen ist bei jedem Depot-Anbieter anders. So definiert Plus500 beispielsweise Scalping als das Halten einer Order für weniger als 2 Minuten.

Doch nur selten kommt es sofort nach einem Scalping-Trade zu einer Kontolöschung, da es sich auch um eine versehentliche Schließung oder eine falsch gesetzte Order handeln kann.

Doch sobald aus Ihrer Trading-Historie hervorgeht, dass Sie Scalping als Trading-Strategie nutzen, kann der Online-Broker Ihr Konto entsprechend den AGB löschen.

Grund Nr. 9: Gleichzeitige Eröffnung von Long- und Short-Positionen

Auch das sofortige Hedgen einer riskanten Position mit einer Gegenposition im selben Markt kann zu einer Kündigung führen.

Die Gegenposition muss dabei nicht zwangsläufig über den gleichen Markt erfolgen. Auch Hedging über mehrere Nutzerkonten oder eine Call- bzw. Put-Position ist in der Regel verboten und kann mit einer Kontolöschung geahndet werden.

Grund Nr. 10: Kunde wird international gesucht

Banken erhalten regelmäßig aktuelle schwarze Listen etwa von Interpol oder dem FBI mit international gesuchten Personen. Diese Listen werden mit der Kundenliste der Bank verglichen.

Gibt es Übereinstimmungen, wird je nach Fall ein bestehendes Depot direkt geschlossen, deaktiviert oder dessen Inhalt rücktransferiert.

Depot-Schließung: Aktien-Depot vs. CFD-Konto

Ob ein Broker Ihr Depot schließen kann, hängt von vielen Faktoren ab. Hauptsächlich die Art des Handelskontos bestimmt, wie leicht dies möglich ist.

Wertpapierdepots lassen sich in der Regel nicht so schnell durch die Bank schließen, da es sich um Eigentum des Depotinhabers handelt. Aktien müssten entweder auf ein anderes Depot übertragen oder von der Bank einbehalten und verwahrt bzw. verkauft werden, um etwaige Schulden zu tilgen oder die Finanzen im Falle einer schwerwiegenden Kriminalität einzufrieren.

In jedem Fall ist eine Zwangsschließung von Wertpapierdepots mit einem extrem hohen Aufwand verbunden – sowohl bezogen auf die bankinterne Depotverwaltung als auch in Hinblick auf rechtliche und steuerliche Aspekte.

CFD-Broker sind hier wesentlich flexibler. Das hängt vor allem damit zusammen, dass

  • Broker als Market-Maker die Kurse und damit die Handelsspielregeln selbst bestimmen,
  • Trader nicht Eigentümer der gehandelten Wertpapiere sind, und
  • Broker in fast allen Fällen nach eigenem Ermessen entscheiden können.

Dadurch fällt einem CFD-Broker die Kontolöschung wesentlich leichter als einer Depotbank. Zum einen müssen die Gründe nicht so gravierend sein, zum anderen gestaltet sich der Schließungsprozess grundsätzlich viel unkomplizierter.

Wenn der Broker das Trading-Konto schließt: Der konkrete Ablauf

Ein Depot oder ein Trading-Konto wird nicht von jetzt auf gleich geschlossen. Sobald eine der oben genannten Voraussetzungen gegeben ist, beginnt eine Ablaufkette, die nicht zwangsläufig zur Kontoschließung führt.

Sie als Kunde haben oft noch die Möglichkeit, der Löschung entgegenzuwirken oder selbst das Depot zu kündigen.

1. Kenntnisnahme

Erfährt die Bank oder der Broker von einer Rechtsverletzung Ihrerseits, erhalten Sie ein Schreiben mit entsprechendem Hinweis auf das genaue Fehlverhalten.

Banken ermöglichen Ihnen oft an diesem Punkt noch, das Verhalten entsprechend zu ändern – etwa indem Sie weniger bis gar keine hochriskanten Wertpapiergeschäfte mehr durchführen.

2. Fristsetzung

Mit Erhalt des Bankschreibens haben Sie in der Regel zwei Wochen Zeit, um darauf zu reagieren – schriftlich oder mit entsprechender Verhaltensänderung.

CFD-Broker sind an diesem Punkt weniger kulant und gewähren Ihnen lediglich die zwei Wochen, um das Tradingkonto selbst zu räumen.

3. Depotschließung

Nach Ablauf der zwei Wochen löst die Bank das Depot auf. Befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch Wertpapiere in Ihrem Portfolio, werden diese zum tagesaktuellen Kurswert verkauft. Die Erlöse werden zur Tilgung eventuell bestehender Kredite verwendet oder auf Ihr hinterlegtes Referenzkonto ausgezahlt.

Auch CFD-Broker schließen alle bestehenden Orders und zahlen das auf dem Konto befindliche Restkapital nach einigen Werktagen an Sie aus.

Gut zu wissen: Banken vermeiden meist eine Zwangsschließung, wenn es sich verhindern lässt. Oft kommt es nur zu Sperrungen für bestimmte Märkte und Assetklassen.

Sonderfall: Brexit

Seit der Brexit seit Anfang 2020 Realität ist, haben Anleger mit Depots in Großbritannien ein großes Problem. Denn es wurden zwischen EU und Großbritannien keine Vereinbarungen für den Finanzsektor abgeschlossen. Das bedeutet, dass britische Banken und Broker europäische Kunden nicht mehr bedienen dürfen.

CFD-Trader haben diesen Umstand als Erstes besonders hart gespürt. Seit Anfang 2020 können sie keine neuen Positionen eröffnen und können ihre bestehenden Orders nur bis Ende des Jahres halten. Haben sie bis dahin ihr Kundenkonto nicht aufgelöst, wird zum Ende 2020 das Trading-Konto vom Broker geschlossen.

Viele britische Broker wie Plus500 betreiben auch in Europa ein Tochterunternehmen, auf das Sie ausweichen können. ABER: Es werden nach Ihrer Einverständniserklärung nur Ihre Personendaten und Verifikationen sowie das Restkapital zum Tochter-Broker transferiert. Da es sich um rechtlich verschiedene Unternehmen handelt, werden offene Positionen aber nicht mit übertragen.

Besitzen Sie ein Wertpapierdepot, können Sie dieses problemlos an eine europäische Bankniederlassung oder eine neue Bank übertragen.

Wichtig: Bedenken Sie aber, dass Wechselgebühren von Ihrem alten Broker erhoben werden können. Garantiert kostenlos ist ein Depotübertrag nur innerhalb Deutschlands.

Zusammenfassung

Es gibt in der Tat verschiedene Situationen, in denen ein Broker oder eine Bank Ihr Depot auch ohne Ihre Zustimmung schließen können.

Die Gefahr einer Kontoschließung ist bei CFD-Brokern aber wesentlich höher als bei Depot-Banken, da sich der Verwaltungsaufwand enorm unterscheidet. So sperren Banken eher bestimmte Märkte und Wertpapierarten, bevor sie eine komplizierte Depotschließung vornehmen.

Handelt es sich aber um ein totes Depot oder von Sicherheitsbehörden international gesuchte Personen, wird das betroffene Depot immer geschlossen.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Kann ein Broker mein Depot schließen?

Banken und Broker haben das Recht, bei Rechtsverletzungen und dem Anschein von Marktmanipulation das betreffende Depot oder den Trading-Account zu löschen. Insbesondere, wenn Sie auffällige und extreme Handelsstrategien verfolgen oder die AGB verletzen, kann es zur Kontoschließung kommen. Meistens handelt es sich aber schlicht um Geisterdepots ohne Kapital oder Wertpapiere, in die sich seit sehr langer Zeit niemand mehr eingeloggt hat.

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Werde ich benachrichtigt, wenn die Bank mein Depot schließt?

Sie erhalten in jedem Fall fristgerecht eine Mitteilung von Ihrer Bank oder Ihrem Online-Broker. Hierin wird Ihnen der genaue Schließungsgrund und das weitere Vorgehen erläutert. Reagieren Sie nicht darauf oder ändern Sie nichts an Ihrem Verhalten, wird das Depot nach Ablauf der Frist von meist 2 Wochen durch die Bank deaktiviert und abgewickelt.

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Was passiert mit meinen Wertpapieren und offenen Positionen?

CFD-Broker schließen in der Regel selbst die kritischen Positionen. Sofern Ihr Wertpapierdepot nicht bereits deaktiviert ist, können Sie bis Ablauf der Frist Ihre Wertpapiere noch verkaufen oder auf ein anderes Depot übertragen. Tun Sie hingegen nichts, veräußert die Bank zum Stichtag alle offenen Positionen und auf dem Depot befindlichen Wertpapiere, wie es auch im Zuge einer normalen Depotschließung der Fall wäre.

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Kann ich die Depot-Schließung verhindern?

Das kommt ganz auf den Grund der Zwangsschließung an. Bei einem auffälligen Wertpapierhandel reicht es meist, weniger aggressiv in Märkte zu investieren. Bei einem Geisterdepot müssen Sie nur erste Wertpapiere handeln oder einen Sparplan einrichten, um eine Zwangsschließung zu verhindern. Bei schwerwiegenden AGB-Verletzungen, gravierenden Schufa-Einträgen oder internationaler Fahndung des Depotinhabers können Sie jedoch nichts gegen die Depotschließung durch die Bank unternehmen.

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Mein Trading-Algorithmus macht Fehler. Wird mein Konto deshalb gleich gelöscht?

Das liegt im Ermessen des Brokers und ist auch davon abhängig, wie schwerwiegend die Handelsaktivitäten durch den Algorithmus sind. In der Regel werden entsprechende Orders aber nur durch den Broker geschlossen oder Ihr Trading-Algorithmus deaktiviert. Kommt es allerdings immer wieder und scheinbar systematisch zu Eröffnungen problematischer Positionen, kann Ihr Broker Ihren Account auch ganz löschen.

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Sie haben ähnliche Probleme mit Ihrem Broker erlebt oder befürchten eine Zwangsschließung Ihres Depots? Egal, ob Sie Fragen, Hinweise oder Erfahrungen mit uns und unseren Lesern teilen wollen – wir freuen uns immer über konstruktive Meldungen in Kommentarbereich.

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